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New York Jazz

Wer hat es erfunden? Die Schweizer, weiss eine Werbung, aber wenn es um den Altsaxophonsound von Charlie Parker und Sonny Stitt geht (ketzerisch: wie viele Noten kann ich in einen Takt packen), dann proklamieren beide für sich, „das Original“ zu sein. Die Ähnlichkeiten im Spiel sind offensichtlich, und beide sind brillante Techniker. Parker soll nach einer Jam Session den Vorwurf an Stitt gerichtet haben, dieser klinge zu sehr nach ihm (Parker). Mir persönlich ist Sonny Stitt etwas näher, von daher finden sich auch deutlich mehr seiner Alben in meiner Plattensammlung.

Sonny Stitt – eigentlich Edward Boatner Jr., war Sohn eines klassischen Sängers und eine Musiklehrerin. Die genetischer Begabung hat ihn wohl begleitet, denn Edward wurde zur Adoption freigegeben und wuchs bei den Stitts auf. Er selbst gab sich später den Rufnamen „Sonny“. Seine ersten musikalischen Schritte begannen am Klavier, jedoch wechselte er bald zur Klarinette und später dann zum Altsaxophon. Sonny begann früh in diversen Formationen zu spielen und landete schließlich 1946 in einer Formation mit Dizzy Gillespie und Gene Ammons. Spätestens hier versank er im damals leider üblichen Drogensumpf der Jazzmusiker.  Sonny Stitt war heroinabhängig (später kam noch Alkoholsucht hinzu, aber er schaffte irgendwann den Absprung von beidem). Drogenbesitz (aber auch andere vergleichsweise kleinere Vergehen) alleine reichte seinerzeit, damit die sogenannte „Cabaret Card“, eine zwingende Voraussetzung um zwischen 1940 und 1967 in New York als Musiker in Nachtclubs arbeiten zu können, eingezogen werden konnte, was einem Auftrittsverbot gleichkam. Sonny Stitt zog dadurch vorübergehend nach Chicago weiter und spielte dort Sessions wiederum mit Gene Ammons als auch mit Miles Davis. (Bei letztgenanntem ersetzte er übrigens von 1960 bis 1961 John Coltrane.)

Ende der 40er Jahre war Sonny Stitt zurück in New York und wechselte auf Tenor- und Baritonsax, was ihm dem permanenten Vergleich mit Charlie Parker entzog. Er spielte dort in verschiedensten Formationen mit klangvollen Namen wie Max Roach, Bud Powell, Sonny Rollins, Stan Getz, Dexter Gordon und veröffentlichte als Bandleader seiner eigenen Combo in den 50er Jahren zahlreiche eigene Alben zu denen wohl auch New York Jazz gehört.

sonnystitt

New York Jazz wird von der Kritik als Album wahrgenommen, das seine Momente hat, aber angeblich kein durchgängige Klasse. Ich bin kein hauptberuflicher Musikkritiker sondern passionierter Hörer und mir gefällt was ich höre.

Wer Blut geleckt hat, das Album ist meines Wissens nach zur Zeit nur gebraucht erhältlich.

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