Fotografie Negativ Print

Hello darkness my old friend

Die Dunkelheit, sie hat mich wieder. Klingt dramatischer als es ist, handelt es sich dabei doch um meine neu entfachte Lust an der Dunkelkammerartistik, wobei – Drama hat auch diese zu bieten.

Ich habe über die Jahre eine Vielzahl an Filmen, Papieren, Entwicklern und Rohchemikalien zusammengetragen. Welcher Teufel mich da zu welchen Zeitpunkt geritten hat, kann ich rückblickend nicht mehr beantworten, vermutlich bin ich immer wieder dem Reiz des Neuen erlegen und musste jeder sprichwörtlichen Sau, die durchs Dorf getrieben wurde hinterher stiefeln. Das ist und war weder finanziell, noch handwerklich sinnvoll, denn eine echte Beherrschung ergibt sich im Regelfall mit der kontinuierlichen Beschäftigung, dem Austesten von Grenzbereichen, etc.
Wie auch immer, das Zeug ist nun vorhanden, und der feste Vorsatz steht, zunächst Bestände zu verbrauchen, bevor ich auch nur einen scheuen Gedanken an etwas Neues verschwende. Hochmotiviert ans Werk gehend, startet der Auftakt zu Drama Nummer eins. Ich will einen Hochkontrastentwickler nutzen, habe Tetenal Dokumol im Sortiment und ihn in der Vergangenheit bereits als untauglich identifiziert. Der Rollei RHX ist zwar gut, aber gerade nicht greifbar und überhaupt, wer weiss schon wie es mit der Verfügbarkeit kommerzieller Lösungen mittel- und langfristig bestellt ist. Was heute noch vermarktet wird, erfährt morgen vielleicht schon eine Abkündigung, immerhin bewegen wir uns in einem Nischenmarkt. Da verspricht der DIY Ansatz vermeintliche Rettung und Stabilität.

Ilford ID 20 heisst das Rezept der Wahl, verspricht die angestrebte Kontrasteigenschaft und entpuppt sich als der totale Reinfall. Die Chemie löst sich nicht richtig auf, das Kaliumbromid bleibt als Sediment am Flaschenboden und das Hydrochinon schwimmt ebenfalls reichlich glitzernd und unaufgelöst durch die Entwicklersuppe. Der Probeprint entwickelt sich mehr als träge und jenseits von kontraststark – und das lag nicht an der gewählten Gradation oder Belichtungszeit. Ein Fall für die Tonne bzw. fachgerechte Entsorgung.

Drama Nummer zwei dann an der Papierfront. Rollenware habe ich mal gekauft, weil so jegliches Format nach dem mir gerade der Sinn steht unproblematisch geschnitten werden kann. Wie ausgesprochen naiv. Zunächst ist das Handling von Rollen über 1m in finsteren und beengten Dunkelkammerverhältnissen per se herausfordernd, dann kringelt sich das geschnittene Papier wie Ferkelschwänze und sollte man wie in meinem Fall, mit relativ dünnem Papier à la Slavich Unibrom hantieren, knickt das Ganze gerne während des Handlings an der einen oder anderen Stelle und jeder Knick ergibt in der späteren Ausentwicklung ein hässliches, dunkles Artefakt auf dem Print.
Neue Erkenntnis demnach: nie wieder Rollenware. Und mal ganz nebenbei: wie häufig wechselt man denn das Format? Eben!

Davon abgesehen komme ich langsam aber sicher wieder rein. Aktuell stöbere ich durch die Archive und entdecke seinerzeit nicht berücksichtigte Negative neu, oder interpretiere bereits geprintete Negative auf eine neue Art. Ausschnitt, Papier, Gradation, Tonung – die Spielwiese ist und bleibt vielfältig und spannend. (Und wie man Prints richtig scannt lerne ich auch noch irgendwann)

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