Hifi Equipment Kopfhörer Musik

Kopfsache

Abendlicher Musikgenuss bei etwas mehr als Zimmerlautstärke kann zu vorgerückter Stunde die gut nachbarlichen Beziehungen in einem Mehrfamilienhaus durchaus strapazieren. Die naheliegende Lösung heisst da Kopfhörer anziehen. Und genau das rangierte bei mir bislang eher unter der Kategorie Hassliebe.

Ob «In-Ear» oder «Over-Ear». Mal stört das dumpfe Gefühl dicht abschliessender Stöpsel, dann nervt die Notwendigkeit des Nachkorrigierens, weil die Gummi- oder Schaumstücke nicht zu 100% in meinen Gehörgang passen und im Zweifelsfall macht sich einstellender Druckschmerz nach 40-50 Minuten den Musikgenuss ganz schnell zum Musikfrust. Gleiches gilt für zu schwere Hörmuscheln, zu hohen Anpressdruck auf die Ohren oder schwitzende, heisse Ohren von den das Ohr umschliessenden Hörmuscheln, alles Dinge, die mir Einzeln oder in Summe die Lust am Hören verleiden können.

Und doch habe ich einige Kopfhörer im Arsenal und jüngst war sogar Verstärkung angesagt.

AKG K702

Mein erster halbwegs seriöser Kopfhörer. Primär gekauft, um beim Bass üben oder Sounds am PC basteln nicht die beste Ehefrau von allen zu nerven und Musikhören kann man damit eben auch. Angepriesen wurde das Gerät als Referenz-Studiokopfhörer mit neutraler Tonwiedergabe und genau das war es, was ich wollte. Am mobilen Zuspieler ist der AKG eher unpraktisch. Neben dem deutlich zu langen Kabel (ok, könnte man tauschen) braucht es einfach zu viel Power, um den AKG mit adäquater Lautstärke betreiben zu können.

Bowers & Wilkins P5

Mobile Zuspieler sind eben doch ein Thema, wenn man unterwegs ist und ich fand die beigelegten iPod bzw. iPhone Kopfhörer weder tonal noch beim Handling / Komfort besonders ansprechend. Dazu kam die schwache Dämpfung von Aussengeräuschen, die einen gezwungen haben, unangenehm laut aufzudrehen, deshalb sollte es etwas Solides über die Ohren sein, das genug dämpft, nicht aus den Ohren fällt und eine Telefonieunterstützung an Bord hat. Gelandet bin ich bei B&W. Vermutlich hat mich dann noch etwas der Designteufel geritten, denn die P5 sind schon optische Sahneschnittchen. Zugegeben, die Lammlederpolsterung der Hörmuscheln ist nichts für die veganen Musikfreunde, aber das ist ein anderes Thema…

Hifiman HE400i

Fehlkauf will ich nicht sagen, aber unnötig trifft es sicherlich. Ich hatte diverse Reviews gelesen, die HE400i waren angeblich so überragend im Vergleich zu den AKG, dann hatte Amazon eine Black Friday Aktion und es kam eins zum anderen. Klanglich absolut ok und aus meiner Sichtweise vergleichbar mit den AKGs, vom Tragekomfort nach meinem Empfinden etwas schlechter und das recht kurze Kabel finde ich suboptimal. Dieser Kopfhörer fristet bei mir eher ein Schattendasein.

Sony WF-1000XM4

Zwischenzeitlich war/ist active noise cancelling ein Riesenthema, platzsparend, kabellos, angenehm zu tragen und mit überragendem Klang – das waren die Versprechen. Ersteres stimmt, und beim Reisen sind die kleinen Sonys schon toll. Aber in Sachen Tragekomfort empfinde ich selbst die kleinsten Ohrstücke nach spätestens einer Stunde als störend und unterm Strich reift die Erkenntnis, dass wenn schon Kopfhörer ich vermutlich doch eher dem Over-Ear Lager angehöre.

Grado Hemp

Und damit wären wir bei einem meiner Neuzugänge der jüngeren Zeit. Das New Yorker Familienunternehmen Grado war mir in Sachen Schallplatten Tonabnehmer schon länger ein Begriff. Im Rahmen der Recherche über diverse audiophile Gerätschaften, bin ich immer wieder über Berichte von Kopfhörer aus gleichnamigen Hause gestossen. Ein Satz blieb dabei bei mir hängen: Grados sind ins Sachen Kopfhörer das, was Klipsch in Sachen Lautsprecher ist. Nicht das letzte Wort in Sachen Auflösung und Detail, aber direkt, lebendig, am ehesten was man als livemusik-ähnlich beschreiben würde. Damit war die Flamme entfacht. Der Versuch das Flaggschiffmodell PS1000 via Auktion zu erwerben, blieb erfolglos (ich hätte mehr bieten sollen – der Preis war noch immer gut). Ich lernte, dass der Grado für die meisten Leute grottenschlecht sitzt, ein beliebtes Modell für Modifikationen ist und schliesslich fiel meine Wahl auf das Modell «Hemp». Hanf/Ahorn-Komposit für die Hörmuscheln – was lässt man sich nicht alles einfallen, um ein limited Edition Verkaufsargument zu haben. Egal, den Spruch «der Klipsch unter den Kopfhörern» würde ich unterschreiben. Ein wirklich packender Klang und ja, bequem geht vermutlich anders, wobei mich die dünnen Ohrpolster und der Sitz auf dem Ohr gar nicht so sehr stören. Aber das lässt sich ja sowieso alles «modden»

Dan Clark Aeon 2

Wie man unschwer erkennen kann ist mein Fuhrpark in Sachen Kopfhörer mehr als ausreichend bestückt. Und ich sollte vermutlich aufhören mich «rein interessehalber» auf den bekannten online Auktionsplattformen rumzutreiben. Ich stöbere also durch die Neuzugänge in Sachen Kopfhörer, sortiere Preise absteigend und bin erschüttert wie viel Geld man für Kopfhörer ausgeben kann. Wobei – ich habe auch schon Lautsprecher im sechsstelligen Eurobereich (vor dem Komma wohlgemerkt) gesehen. Die Möglichkeiten sein Portemonnaie zu erleichtern, kennen bekanntlich keine Grenzen, aber zurück. Kopfhörer für mehr als Tausend Euro wurden feilgeboten, manche Namen hatte ich schon mal gehört, manche nicht – üblicherweise versuche ich was ich nicht kenne einzuordnen und dazu lese ich dann diverse Produktreviews. Dan Clark war mir bislang kein Begriff. Der Aeon 2 sah ungewöhnlich aus mit seinen roten Hörschalen, Neupreis 999,- CHF, also mal lesen was das Internet dazu weiss. Eine Vielzahl von YT-Videos und Reviews später weiss ich, dass ich den Kopfhörer natürlich nicht brauche, aber schon gerne ausprobieren würde. Schlicht und ergreifend vor dem Hintergrund der Frage hört man den Preisunterschied? Und falls ja ist der Zugewinn an Hörqualität den entsprechenden Betrag wirklich wert?. Knappe 500 Franken für einen angeblich nur 10 Stunden gespielten Kopfhörer zum Austesten konnten mich nicht bewegen dieser Frage nachzugehen. Aber man kann das Ding ja mal auf die Merkliste setzen. Als nach einigen Tagen oder Wochen das Sofortkaufen Angebot bei 375,- Franken steht drücke ich in einen schwachen Moment den Kauf-Button – ich hab ja schliesslich gerade erst ein paar Edelstahlentwicklungsspulen verkauft. (Die natürlich bei weitem nicht die notwendige Summe eingebracht haben, aber so redet man sich seine Käufe immer wieder selber schön).

Mit der angelesenen Erkenntnis, dass ein Kopfhörer wie der Aeon2 bei ggf. gewünschtem mobilen Einsatz von einer zusätzlichen Verstärkung profitiert, habe ich mir noch gleich ein USB DAC-Dongle gegönnt. iBasso DC06, keine eigene Stromversorgung, kein Schnickschnack, nur 2 Ausgänge einen für 3,5mm Klinke nicht-symmetrisch und einen für 4,4mm Klinke symmetrisch, mal sehen was das kann.

 

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